Hoch gedämmte Häuser brauchen Speichermassen
Vorteile im Sommer und im Winter
Die explosionsartig steigenden Energiepreise vor Augen, planen immer mehr
Bauherren ein hoch gedämmtes Haus. Ihnen reicht das von der
Energieeinsparverordnung verlangte Dämmniveau nicht. Zahlreiche Fördermittel,
z.B. von der Kreditanstalt für Wiederaufbau für KfW-60– und KfW-40-Häuser,
unterstützen diesen Trend.
Hohe Wärmedämmung und optimierte Wärmeerzeuger sollten heute selbstverständlich
sein. Was Bauherren jedoch selten bedenken: Je weniger Heizenergie ein Haus
braucht, desto größer ist der Wärmeanteil, den die durch die Fenster
einstrahlende Sonne übernehmen könnte.
Wie stark wirkt sich die Bauweise auf die Nutzung der Sonnenwärme aus? Die
Informationszentrale Massiv Mein Haus e.V. wollte es genau wissen. Sie
beauftragte das Ingenieurbüro für Bauphysik ALware in Braunschweig, mit Hilfe
einer Computersimulation festzustellen, wie viel Sonnenwärme ein KfW-40-Haus in
Leichtbauweise und in Massivbauweise nutzen kann. Das Ergebnis: Je besser die
Wärmedämmung, desto wichtiger sind Speichermassen! In der Heizperiode senken sie
die Energiekosten, im Sommer schützen sie gegen Überhitzung.
Randbedingungen der Untersuchung
Das Ingenieurbüro legte seiner Untersuchung die Architektur eines typischen
Energiesparhauses zugrunde. Das unterkellerte Gebäude hat ein nach Süden
orientiertes Pultdach. Die Fensterfläche der Südfassade beträgt 35,8%, der
Westfassade 13,9%, der Ostfassade 18,4% und der Nordfassade 23,0%. Alle Fenster
auf der Süd-, Ost- und Westseite lassen sich bis zu 50% verschatten.
Mit dem U-Wert der Wand von ca. 0,14 W/m²K, des Daches von ca. 0,15 W/m²K, der
Fenster von ca. 0,14 W/m²K, der Kellerwand von ca. 0,19 W/m²K und der
Kellersohle von ca. 0,19 W/m²K liegt die Dämmung der Gebäudehülle auf dem Niveau
eines KfW-40-Hauses. Die Klimadaten entsprechen dem Standort Frankfurt. Die
Wärmegewinne durch interne Wärmequellen sowie die Lüftungswärmeverluste wurden
bei beiden Bauweisen gleich hoch angesetzt.
Die beiden Häuser unterschieden sich damit im wesentlichen in der Größe der
Wärmespeichermassen.
Energiesparhäuser brauchen Speichermassen
Hat ein Haus zu geringe Speichermassen, muss ein großer Teil der kostenlosen
Wärmegewinne ungenutzt weggelüftet werden. Sonst wird es zu heiß. Massivhäuser
dagegen nutzen die Sonnenenergie optimal aus, weil ihre Wände und Decken die
Sonnenwärme speichern können. Ihre Speichermassen senken den Heizenergiebedarf.
Wird es kühl, geben sie die gespeicherte Wärme wie ein Kachelofen wieder ab und
entlasten so die Heizung.
Weniger Heizkosten im Winter
Wie die Untersuchung ergab, lag der Heizenergiebedarf des Massivhauses - trotz
gleicher Dämmwerte - um 427 kW unter dem des Holzhauses. Das sind über 12 % der
Heizkosten. Zusätzlich benötigte das Massivhaus weniger Heizleistung. In dem
gewählten Beispiel musste die Heizung des Holzhauses eine maximale Leistung von
ca. 9,85 kW bringen. Die des Massivhauses braucht nur eine Leistung von 7,41 kW.
Die Wärme speichernder Massivbauweise lohnt sich also besonders bei hoch
gedämmten KfW-40- und Passivhäusern.

Auch im Sommer ein Vorteil
Die Wärmespeichermassen eines Massivhauses wirken sich nicht nur in der
Heizperiode vorteilhaft aus. Während der heißen Jahreszeit verhindern sie - wie
eine Klimaanlage - zu hohe Innentemperaturen. Obwohl die Ingenieure für die
Fenster außen angebrachte Sonnenschutzeinrichtungen einrechneten, ergab die
Computersimulation: Im Massivhaus schwankten die Raumtemperaturen viel weniger
als im Holzhaus. Das Gebäude heizte sich weniger stark und deutlich seltener
auf.
Überhitzungshäufigkeit der südorientierten Räume: Massivhaus 7,1%,
Maximaltemperatur 29,2°C. Holzhaus: 19,2%, Maximaltemperatur 33,1°C. Im
Gegensatz zu dem Massivhaus überhitzte sich das Holzhaus auch in der
Heizperiode.

Schlussfolgerung
Die Zahlenwerte der Simulation werden bei anderen Häusern abweichen. Der
generelle Trend entspricht aber allen praktischen Erfahrungen. Dass
Wärmespeichermassen Energie sparen und das Raumklima verbessern, ist ein
wichtiges Argument für die Massivbauweise - besonders bei Energiesparhäusern.
DIN 4108-2 begrenzt die Zulässigkeit von Übertemperaturen. Kein Bauherr muss
akzeptieren, dass die in der Norm festgelegten Grenzwerte in mehr als 10 % der
Aufenthaltszeit überschritten werden.
Klimaregion |
Merkmal |
Grenzwert der Innentemperatur |
Höchstwert der mittleren monatlichen Außentemperatur |
A |
sommerkühl |
25 °C |
16,5 °C und weniger |
B |
gemäßigt |
26 °C |
16,5 °C bis 18 °C |
C |
sommerheiß |
27 °C |
mindesten 18 °C |
Vergleich
der KfW-40-Häuser im Detail:
Der
vollständige Bericht liegt im Internet unter
www.massiv-mein-haus/Massivhaus_Planung/sommerl_waermeschutz/simulation.htm
Aufbau der
Außenwände:
Holzhaus (U
= 0,137 W/m²K):
Holzständer
(Gefach + Konstruktion)
Schichtaufbau von innen nach außen:
|
Schicht |
Dicke d in mm |
l
in W/mK |
1 |
Holzfaserplatte |
16 |
0,170 |
2 |
Steinwolle |
30 |
0,036 |
3 |
Holzfaserplatte |
16 |
0,170 |
4 |
Steinwolle |
200 |
0,036 |
5 |
Holzpfosten |
52 |
0,120 |
6 |
Holzfaserplatte |
16 |
0,170 |
Massivhaus (U = 0,139
W/m²K)
Kalksandsteinmauerwerk mit Außendämmung
Schichtaufbau von innen nach außen:
|
Schicht |
Dicke d in mm |
l
in W/mK |
1 |
Dünnlagenputz |
5 |
0,700 |
2 |
KS-Stein,
r = 1,8 |
150 |
0,990 |
3 |
Poystyrol |
240 |
0,035 |
4 |
Dünnlagenputz |
5 |
0,700 |
 
Ergebnis der
Temperaturgang-Simulation:
Bei gleichem
solaren Wärmeeintrag
• überhitzt das
Massivhaus (maximal 29,2°C) weniger als das Holzhaus (maximal 33,1°C)
• ist die tägliche
Temperaturschwankung im Massivhaus geringer als im Holzhaus
Daten zum
Wärmeschutz:
|
Massivhaus
|
Holzhaus
|
Differenz
|
Heizenergie pro m²
u. Jahr |
25,6
kWh/m²a |
28,0
kWh/m²a |
9,14 % |
Heizenergie gesamt
im Jahr |
3.384
kWh/a |
3.805
kWh/a |
421 kWh/a (@
11 %) |
max. Heizleistung
pro m² |
54,9
W/m² |
71,4
W/m² |
7,68 % |
Heizleistung gesamt |
7,26 kW |
9,85 k |
2,44 kW |
Überhitzungshäufigkeit
(thermische
Zone Süd) |
7,1 % |
19,2 % |
12,1 % |

PRESSEMELDUNG vom 07.12.2006
der Informationszentrale Massiv Mein Haus e.V., Friedberg
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